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Arbeitslosigkeit im Januar um rund 800.000 Menschen geschönt

(o-ton) Die Arbeitslosenzahl ist im Januar über die Marke von drei Millionen gestiegen. Zumindest offiziell. Tatsächlich sind über drei Millionen Arbeitslose nicht die ganze Wahrheit. Weitere rund 800.000 Menschen ohne Arbeit wurden aus der offiziellen Zahl herausgerechnet. Zum Beispiel, weil sie über 58 Jahre alt sind und länger als ein Jahr kein Jobangebot erhalten haben, einen Ein-Euro-Job machen, am Zähltag krankgeschrieben waren oder eine private Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen. Das zeigt die Unterbeschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit.

Arbeitslosigkeit in Deutschland ist gesetzliche Definitionssache auf Basis der Sozialgesetzbücher II und III. Das bedeutet: Jede Regierung kann darauf Einfluss nehmen, wen die Bundesagentur für Arbeit (BA) zu den Arbeitslosen zählt und wen nicht. Daher gibt es zahlreiche Regelungen, die tatsächlich Arbeitslose aus der Statistik fallen lassen. Die vorerst letzte ist im Mai 2009 hinzugekommen. Seitdem gehen Arbeitslose, die eine private Arbeitsvermittlung in Anspruch nehmen, nicht mehr in die offizielle Arbeitslosenzahl ein.

In Zahlen bedeutet das: Zusätzlich zu den offiziell über 3,1 Millionen Arbeitslosen gab es im Januar 2013 weitere etwa 774.000 De-facto-Arbeitslose, die rein statistisch nicht als solche gezählt wurden, darunter:

  • Mehr als 190.000 Arbeitslose über 58 Jahre, die entweder seit mehr als einem Jahr kein Jobangebot mehr erhalten haben oder durch auslaufende vorruhestandsähnliche Regelungen Arbeitslosengeld beziehungsweise „Hartz IV“-Leistungen unter erIeichterten Bedingungen beziehen.
  • Etwa 73.000 Arbeitslose, die am Tag der Zählung krankgeschrieben waren.
  • Etwa 500.000 Teilnehmer an Weiterbildungen, „Ein-Euro-Jobs“, bezuschussten Arbeitsverhältnissen oder sonstigen Maßnahmen. Zu dieser Gruppe zählen auch die Arbeitslosen in privater Vermittlung.

Insgesamt ergibt sich so eine tatsächliche Arbeitslosenzahl von etwa 3,9 Millionen Menschen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Januar 2013), Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung – Deutschland und Länder, Darstellung O-Ton Arbeitsmarkt

Bei dieser Zahl nicht berücksichtigt sind Personen, die aus Arbeitslosigkeit heraus eine Selbstständigkeit aufbauten und dabei finanzielle Unterstützung erhielten (circa 27.000), Personen in Altersteilzeit (rund 87.000) und Kurzarbeiter (etwa 20.000 im November 2012, Daten nur mit Wartezeit verfügbar). Für die BA ist dieser Personenkreis „fern vom Arbeitslosenstatus, in Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich entlasten“.

Ebenfalls nicht erfasst ist die Stille Reserve, also die Personen, die sich nicht arbeitslos beziehungsweise arbeitssuchend melden, obwohl sie nicht erwerbstätig sind und unter bestimmten Bedingungen eine Arbeit aufnehmen würden. Ihre Zahl lässt sich nur schätzen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht für das Jahr 2013 von etwa 520.000 Menschen aus.

Zum Weiterlesen:

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung – Deutschland und Länder – Januar 2013

Bundesagentur für Arbeit, Arbeitslosigkeit

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Kurzbericht 14/2012